50 Jahre Versöhnungskirche Wallerstein

Versöhnungskirche Wallerstein
Bildrechte Evang.-Kirchengemeinde Ehringen-Wallerstein

Oktober 2018 - 50 Jahre Versöhnungskirche Wallerstein

- Ein Grund zum Feiern -


Am 13. Oktober 1968 fand die Einweihung der Versöhnungskirche statt.

Aber die Geschichte, zu einem eigenen Versammlungsort und einer geistlichen Mitte für die in Wallerstein ansässigen evangelischen Christen zu kommen, beginnt eigentlich schon wesentlich früher. Es ist das am Ort residierende Fürstenhaus, welches dafür eine erste Initiative lieferte. Obwohl es bis zum Übergang seines Fürstentums an das Königreich Bayern im Jahre 1806 streng darauf bedacht war, dass Wallerstein ein von der katholischen Konfession geprägter Ort blieb, hatte die Suche nach einer geeigneten Gemahlin für den dem Fürstentum Oettingen-Wallerstein ab 1810 vorstehenden Regenten, Fürst Ludwig (geb. 1791, gest. 1870), einen gewissen Sinneswandel am fürstlichen Hof hervorgerufen: Die Erwählte war eine Gräfin Amalie von Hochberg (geb. 1795), eine Tochter des Großherzogs Karl Friedrich von Baden. Sie entstammte also einem streng evangelisch geprägten Elternhaus.

Diesem Umstand wollte man gebührend Rechnung tragen und ihr die Ausübung ihres evangelischen Bekenntnisses weiterhin ermöglichen. Dazu war der Einbau einer eigenen Kapelle im Wallersteiner Schloss vorgesehen. Die entsprechenden Baupläne waren bereits erstellt und die entsprechenden Wallersteiner Handwerksbetriebe mit der Bauausführung beauftragt, als aus unbekannten Gründen die Verhandlungen über die Eheschließung mit der Prinzessin aus dem Badischen Hause platzten.

Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Vorbereitungen für den Auf- und Einzug der evangelischen Braut schon so weit gediehen gewesen, dass man an die Gründung einer eigenständigen evangelischen Kirchengemeinde in Wallerstein dachte. Deren Pfarrer hätte gleichzeitig die Stelle eines Hofpredigers am Fürstenhof mit versehen müssen.

Doch erst rund 150 Jahre später sollte der Wunsch nach der Gründung einer selbständigen evangelischen Gemeinde in Wallerstein wieder aufkommen. Veranlasst wurde er durch den Zuzug von Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Er ließ den Anteil der evangelischen Bevölkerung auf mehr als 400 Gemeindeglieder anwachsen, während er zuvor immer bei rund 200 gelegen hatte.

Eigentlicher Auslöser für den Kirchenbau und eines Gemeindezentrums war jedoch, dass sich 1967 die Möglichkeit bot, ein dem Fürstenhaus gehörendes, dafür geeignetes, Grundstück am Grabenweg zu erwerben. In dieser Sache federführend tätig war damals ein Angehöriger aus der Beamtenschaft des Fürstlichen Hauses, Herr Administrator Werner Dobel (geb.1904, gest. 1991). Dobel war selbst engagierter Christ und langjähriger Synodaler. Er hatte nun in zähen Verhandlungen das Kirchenbauprojekt vorangetrieben. Ohne Übertreibung darf man von ihm sagen, dass er für die evangelische Gemeinde ein wahrer Segen und Glücksfall gewesen ist. 

Vorbehaltlos unterstützt wurde er dabei noch von dem Wallersteiner Kirchenvorsteher Johann Heiser

(wohnhaft Herrenstr. HNr. 20) und dem damaligen Pfarrer der Gemeinde Ehringen-Wallerstein, Wilhelm Seegmüller.

 

Zusätzlichen Auftrieb erhielt das Projekt noch durch eine Stiftung der Wallersteiner Lehrerin Malwine Melzner. Sie hatte ihr Wohnhaus in der Weinstraße der evangelischen Kirche vermacht. Der Verkauf des Hauses erbrachte einen Erlös von damals 30.000 DM und bildete den Grundstock des „Kirchenbaufonds Wallerstein“, der wohl den Ausschlag gab, dass auch der Landeskirchenrat dem Kirchenbau zustimmte.

An Frau Melzner erinnert noch ihre Grabtafel, die heute in die Nordwand der Versöhnungskirche eingelassen ist. Diesen vier Personen soll und muss im Zusammenhang mit dem Bau der Versöhnungskirche, vor nunmehr 50 Jahren, ganz besonders gedacht und gedankt werden.


Hartmut Steger